Techno leben – Teil 4 | 2007-2020
Kay-Uwe lenk alias DASFAX
Parallel zum Musik Auflegen ging ich in Berlin wieder auf die Schule, um meine Fähigkeiten als Friseur weiter auszubilden.

Vinyl kaufte ich dennoch ständig und ich bekam Promos von ehemaligen Groove Magazin Mitarbeiter Thilo Schneider und Techno Act Manager Philipp Soeffker – damals beim Label K7. Zu Hause trainierte ich weiter meine technischen Fähigkeiten, House und Techno Musik in spannende Sets zu arrangieren. Freunde von mir eröffneten 2005 die Fleischmöbel-Bar in der Oderberger Straße nahe dem Stadtbad.
Dort legte ich am Wochenende viele Farbnuancen elektronischer Musik auf. 2007 gründete ich mein eigenes Friseurlabel KAYSALON, auch mit der Absicht Veranstaltungen in einen ungewöhnlichen Friseurambiente stattfinden zu lassen – gefunden in einem 120 qm-Loft im 1. Stock der Arkonahöfe in der Wolliner Straße 18-19, Berlin Mitte Grenze Wedding.




Hier schnitt ich tagsüber die Haare meiner Kunden*innen und nachts veranstaltete ich mit Freunden und Bekannten Warehouse-Partys.








Loft Spectacle bezog sich auf Kunst, Malerei, Skulptur oder Performance und Livecooking. Mit SPLISS tat ich mich mit den Fotografen Amos Fricke , Jonas Lindstroem und dem Modell Mike Kuntze zusammen.
SPLISS stand für Hedonismus pur. Ausgelassen wurde bis in die frühen Stunden gefeiert.
Die Partys waren innerhalb kürzester Zeit so erfolgreich, dass wir leider wegen ständiger Polizeipräsenz und zum Schutze der Einrichtung SPLISS im Loft von Kaysalon beenden mußten.
Ich begab mich auf ruhigere Pfade und kooperierte mit Michael Rosen´s Digital in Berlin, ein Veranstalter für Konzerte aus dem elektronischen Umfeld. So fand hier immer Dienstags der Kiss Kiss Ballroom mit Unplugged Musik, Singer Songwriter Konzerten und Auftritte von Musikern statt, die sich dem Genre Ambient Musik ganz im Sinne von Brian Eno verschrieben hatten.
Digital in Berlin
Live Electronic Landscaps und die Wände des Loft´s wurden von Fotografien und Malerei bespielt. Unter anderem von Georg Dienz und Ben de Biel. Die Partys unter der Woche wurden ein Insider Treffpunkt einer neugierigen aufgeschlossenen Berliner Bohéme.
2012, nach fünf intensiven Jahren war Schluss in den Arkonahöfen, einer Hochburg an kreativen Machern aus Musik, Architektur und Mode. Stichwort Gentrifizierung. Der Gebäudekomplex im Industrielook der Jahrhundertwende wurde zum Spekulationsobjekt und die Besitzerin verkaufte das Objekt an eine Sanierungsgesellschaft, die das Objekt in Wohnraum für Zahlungskräftige Investoren umwandelte. Danach folgten ruhige Jahre in denen ich mich wieder mehr dem Sammeln von Schallplatten und dem ersuchen neuer elektronischer Spielarten widmen konnte, und letztendlich auch dem neuen Kaysalon, in dem ich mittlerweile erfolgreich ausbildete.
2018 kam dann die Anfrage eines Freundes, der seinen 50igsten Geburtstag im Hinterzimmer der Fahimibar am Kottbusser Tor feiern wolle.

Ein puristisch in Holz (ähnlich wie im Club WMF 2000 Johannisstraße ) ausgestatteter ca. 30 qm großer Raum mit gewöhnungsbedürftigen Monitorboxen ließen mich sechs Stunden lang einen Querschnitt durch 30 Jahre House und Techno Musik zelebrieren. Seit dem ist das kleine DJ Monster in mir wieder erwacht.
Mit dem politischen Aufkommen der Populisten wie AFD gründen zwei Freunde die Initiative TV R – Tanzen gegen rechts. Als Mitinitiator von Demonstrationen zogen wir seither mit vielen Gleichgesinnten und einem lautstarken Soundsystem durch Berlin oder bespielen den Rosenthaler Platz – für Toleranz, Vielseitigkeit und Freiheit und gegen Rassismus, Homophobie und Hass.
Als Techno-DJ war es für mich seit her wichtig, sich für die Werte der Techno-Bewegung stark zu machen und für die so geliebte Freiheit einzustehen und Courage zu zeigen. Die Freiheit aus den Anfangstagen in der Men´s Factory und das Wissen, wie aufopfernd die LGBTQ-Community für Ihre Rechte eingetreten sind und immer noch dafür kämpfen müssen. Basiswerte auf denen sich die heutige Berliner Clubkultur zu einem großen Teil begründet.
So kam ich der spontanen Anfrage von TV R und RCC gerne nach, bei einer Demo einen Redebeitrag zu halten. Seitdem setzte ich mich noch intensiver mit den Werten der Techno-Bewegung auseinander. Meine Vinyl-Sammlung wächst und wächst, die zwei Plattenspieler von damals sind immer noch aktiv, ein bißchen mehr Technik ist in unseren Haushalt eingezogen und eine eigene Info Website habe ich erstellt. Weil’s geht – weil es Spaß macht und ich spüre wie elektronische Musik mich immer noch begeistert.
Kay-Uwe Lenk *DASFAX | Techno-Berlin
